
Wie wirkt das Bergische Museum auf junge Menschen aus Bergisch Gladbach, die keine Verbindung zu diesem Ort haben? Die Schülerinnen und Schüler des Darstellen und Gestalten-Kurses der Nelson-Mandela-Gesamtschule in Heidkamp halfen uns, ihre ganz persönlichen Antworten im ersten Miniprojekt des Museumslabors zu finden. Herausfinden wollten wir in diesem Pilotversuch auch, welche Fragestellungen und Methoden mit dieser Altersgruppe gut funktionierten.
Zusammen mit ihrer Lehrerin Susanne Hennicke und Theaterpädagogin Dénise Amaral-Anders besuchten die 14- und 15-Jährigen zweimal das Bergische Museum im Rahmen ihres Kurses. Für ein Dokumentartheater-Projekt, professionell begleitet von Kristin Trosits, freie Regisseurin und Leiterin des Jungen Ensembles von Theas Theater, wollten sie herausfinden, wie es sich als Jugendliche in ihrer Stadt vor 50 oder gar 100 Jahren gelebt haben könnte.
Zum Thema „Jugend damals und heute“ erkundeten die Jugendlichen ausgewählte Ausstellungsbereiche des Museums. Es stellte sich heraus, dass einige von Ihnen zuletzt in der Grundschule im Museum waren und so gut wie keine Erinnerungen mehr daran hatten. Viele waren noch nie hier und nur wenige konnten sich an einen Besuch mit der Familie erinnern, der nicht in vor-jugendlicher Urzeit stattgefunden hatte.
Bereits nach der ersten Stippvisite hatten einige Jugendliche ein Ausstellungsstück gefunden, das ihnen ins Auge gefallen war. Spitzenreiter waren die Erdbeeren im Bauerngarten und der Museumsgarten, aber auch die Holzschuhe in der Küche regten die Fantasie an: Wie es sich wohl angefühlt hat, den ganzen Tag in so klobigen Schuhen zu gehen? Gewünscht wurde sich, dass das Museum zukünftig noch mehr Illustrationen und Mitmach-Stationen bietet, um den Besuch noch interessanter zu gestalten. Wir stellten den Schülerinnen und Schülern drei allgemeine Fragen zu ihrer Meinung zum Museum, die wir auf ein Flipchart notiert hatten. Ihre Antworten konnten die Jugendlichen in Gruppen oder alleine erarbeiten und mit Stiften auf der Papiertischdecke schreiben oder zeichnen.
Beim zweiten Besuch unterstützten elf auskunftsfreudige Seniorinnen und Senioren die Suche der Jugendlichen nach Informationen über das Leben von früher. Sie stellten sich den teils persönlichen Fragen der jungen Menschen zu ihrer Jugendzeit in Interviews: Was war die Lieblingsmusik und wie lange durfte man abends ausbleiben? Welche Arbeiten waren im Haushalt zu erledigen? Wer entschied, welchen Beruf man wählen durfte?
Nach viel Input aus den Gesprächen, einem gemeinsamen Mittagessen und einer witzigen Pantomime-Raterunde der Interview-Teams war an eine konzentrierte Rückmelderunde zur Wahrnehmung des Bergischen Museums nicht mehr zu denken. Das ist aber gar nicht schlimm: Denn wir sehen einige der Schülerinnen und Schüler bereits am Museumslabor-Tag am 28. August wieder, die dem Publikum von ihrem Projekt berichten und uns mit einer eigenen Interviewstation bei unserer Informationssammlung im Rahmen des Museumslabor-Projekts unterstützen werden.
Ein Beitrag von Sandra Brauer
Am 03.05.2023 sprach Laura Oehms in ihrer neuen Rolle als Museumsleitung auf der digitalen Konferenz „rheinforUm“ des Landschaftsverbands Rheinland / LVR zum Thema „Partizipation heißt mit allen sprechen. Herausforderungen und Chancen des partizipativen Prozesses zur Neukonzeption des Bergischen Museums“. Sie stellte das Projekt "Museumslabor – gemeinsam Museum gestalten" vor, wobei der Fokus aufden inklusiven Angeboten und Ausrichtungen des Projekts lag.
Das Bergische Museum für Bergbau, Handwerk und Gewerbe ist nicht allein auf dem partizipativen Weg zur Neukonzeption seiner Ausstellung. Auch das Stadtmuseum Bonn befindet sich – neben vielen anderen Kultureinrichtungen – in einem ganz ähnlichen Prozess: im studio_bnx kommt das Team um Yvonne Katzy ins Gespräch mit Bürgerinnen und Bürgern, um ihre Ideen für die Zukunft des Stadtmuseums und die Präsentation der Bonner Stadtgeschichte einzuholen.